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SVAMP, der schwarze (Design)Schwamm
Endlich. Wir legen Wert auf schönes Wohnen, richten unsere Wohnungen und Häuser mit Bedacht ein und kochen in wohl designtem Ambiente – Und dann gibt es da ein kleines, meist grellbuntes Detail, das die Ästhetikregeln nicht einhalten möchte. Die Rede ist vom Spülschwamm. Ungeliebt, oft versteckt, zu bunt, schnell abgenutzt und einfach nicht schön. Das denken sich auch Frederic und Frieder, zwei Studenten aus Berlin. Auf einem Roadtrip nach Kopenhagen im Herbst entsteht der Wunsch, etwas zu entwerfen, was es noch nicht gibt und die Menschen glücklich(er) macht. Die Idee, einen schwarzen Schwamm zu entwerfen und herstellen zu lassen lässt sie nicht mehr los. Zurück in Berlin nutzen sie die etwas ruhigeren Coronamonate, um zu recherchieren, zu planen und den SVAMP (dänisch für Schwamm) zu entwickeln. Saug- und scheuerfähig muss er sein, gut in der Hand liegen und vor allem ästhetisch aussehen. Ein schwarzer Schwamm passt in jede Küche, ein weißes Plus auf der soften dunkleren Seite des Küchenaccessoires soll für Wiedererkennung sorgen. Anfang Februar werden die ersten Prototypen geliefert. Die Banderole ist zwar noch nicht so, wie sie sich die beiden Studenten vorgestellt haben, aber der SVAMP sieht super aus und besteht die ersten Tests in der Küche. Auch bei uns hält der SVAMP Einzug. Wie praktisch, wenn sich das eigene Kind (Frieder) gutem Design verpflichtet fühlt und pünktlich zum Geburtstag eine kleine Kiste voller Ästhetik schenkt? Schon jetzt möchte ich nicht daran denken, was wohl sein wird, wenn die erste Lieferung verkauft ist und der nächste Schritt im Schwammbusiness bevorsteht? Wie meistern zwei Studenten Großbestellungen? Wo lässt es sich (noch) nachhaltiger produzieren und wer entwirft eine schönere und nicht so knick- und kratzempfindliche Banderole? Fragen, die bald auf Frederic und Frieder zukommen werden. Ich freue mich, ankündigen zu können, dass der SVAMP ab Montag bei Kebe Living in Berlin zu kaufen und bereits ab heute im Online Shop zu bestellen sein wird. AUF DIE SCHWÄMME FERTIG LOS! PS: Den SVAMP habe ich in der wunderbaren Küche von Susanne und Toni Hain fotografiert. Dort waren wir gestern zum Kaffee, Interview und Fotografieren ihres ausgebauten Stadls. Eine umfangreiche Homestory folgt demnächst. &hellip
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Thea Porzellan, Berlin
Viel Platz bedarf es nicht, um schöne Dinge hervorzubringen. Zweiundzwanzig Quadratmeter misst die Berliner Werkstatt von Andrea Degener. In einer kleinen Seitenstraße nur wenige Gehminuten vom S-Bahnhofs Schöneberg entfernt, stellt die Produktdesignerin feine zeitlose Kleinserien und Unikate aus Porzellan her. Geschirr, Vasen, Teelichter, Übertöpfe und Schmuck werden von Hand gefertigt und direkt im integrierten Laden(Regal) ausgestellt und verkauft. Nach dem abgeschlossenen Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle und einem vorangegangenen Auslandsemester an der britischen Staffortshire University, zieht es Andrea Degener zunächst nach Bremen. Sie gründet eine Familie und verbringt dort die Elternzeit. Mit Mann und zwei kleinen Töchtern kommt die Designerin 2018 nach Berlin und startet mit ihrem eigenen Design Label Thea Porzellan in die Selbständigkeit. Wer mag, kann der Designerin beim Arbeiten auf die Hände schauen und beim Entstehen der dünnwandigen Produkte aus »weißem Gold« zuschauen. Faszinierend zu sehen, wie etwa ein »Bubbelbecher« entsteht, Glasuren aufgetragen oder Rohlinge im Ofen verstaut werden. Fertige Porzellanstücke können gleich mitgenommen werden – als Geschenk oder für den eigenen Gebrauch. Schön. Thea Porzellan, Andrea Degener, Gutzkowstraße 3, 10827 Berlin, Tel: 0176/62508815Während des Shutdowns nur nach Vereinbarung geöffnet&hellip
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NewVintage oder HistoricModern – Zu Besuch im Wohnatelier der Berliner Landjungs
An einem dieser grauen Berliner Wintertage, an denen man sich nach Sonne, blauem Himmel und viel Licht (für schärfere Fotos) wünscht, vereinbare ich mit einer Kundin einen Termin bei den Berliner Landjungs. Wir wollen Möbel und Accessoires für ihre neue Kreuzberger Altbauwohnung aussuchen. Ein Projekt, das mir unwahrscheinlich viel Freude bereitet – stuckverzierte Decken, große helle Räume, eine Küche, die ich in das Berliner Zimmer planen darf und viele Quadratmeter, die es einzurichten und farblich zu gestalten gilt. Wir einigen uns auf einen Mix aus Alt und Neu. Es wird eine Küche von next125 in geradlinig zeitlosem Design in die Wohnung einziehen. Um den modernen Stil ein wenig zu brechen, schlage ich vor, gemeinsam nach einem alten Buffet und Vintage-Möbeln für das Berliner Zimmer zu suchen. Was läge näher, als einen Termin im Wohnatelier der Berliner Landjungs in Köpenick zu machen. Wir treffen uns vor Weihnachten im Fabrikloft von Arne und Alex Erichsen. Ein Paradies zum Aufspüren besonderer (Möbel)Stücke. Hier gibt es nicht nur wunderschön aufgearbeitete Schränke, Truhen, Tische und Stühle in matten Kreidefarbtönen lackiert, sondern auch Wohnaccessoires aus Emaille, Glas, Leinen und Holz, alte Leuchten, Garderobenleisten oder auch mal eine geschichtsträchtige Toilettentür mit ausgesägtem Herz. Die beiden Landjungs, die vor einigen Jahren dem Leben in der Stadt und ihren ursprünglichen Professionen Adieu sagten, widmen sich heute von ganzem Herzen den schönen Dingen, die sie selber mit ihren Händen erschaffen oder besser – die sie in Unikate verwandeln können. Arne und Alex kaufen alte Möbel in Dänemark oder anderswo ein, stöbern auf Märkten und in Hofläden und finden immer wieder Dinge, die sie und ihre Kunden glücklich machen. Mit den Kreidefarben von »Painting the Past« in über 100 Farbtönen arbeiten die beiden kreativen Köpfe Vintage-Stücke auf und hauchen ihnen ein neues, fast modernes, Leben ein. In Nicht-Corona-Zeiten öffnen die Berliner Landjungs jeweils am zweiten Samstag eines Monats das Wohnatelier und empfangen ihre Gäste mit Kaffee und Gebäck. An diesen Tagen herrscht Hochbetrieb im Fabrikloft, das jedes Mal in wenigen Sunden fast leer gekauft wird.Zur Zeit werden die Möbel und Accessoires auf Instagram vorgestellt. Click & Collect funktioniert sehr gut. Wenn man allerdings nicht schnell genug zugreift, ist der schöne Schrank oder die kleine Truhenbank schon wieder verkauft. Vor Weihnachten können wir uns noch in Ruhe vor Ort umschauen. Mit Maske und unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Wir finden an diesem Tag einen Kleiderschrank, zwei seltene alte Glasvasen, eine coole Bank für den Küchentisch, der in Wunschfarbe und auf Maß gefertigt wird und diverse Dekoartikel für die Wand. Apropos – In der Kreuzberger Wohnung werden gerade die Wände gestrichen. Das erste Mal in Farbtönen von Painting the Past. Ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis. Vielleicht darf ich, wenn alles fertig ist, fotografieren. Das ist bei meinen Projekten ja leider selten der Fall. Bis dahin schaut gerne einmal auf der Webseite der Berliner Landjungs vorbei. Dort erfahrt Ihr alles über Kreidefarben, nachhaltiges Verschönern und authentischen Vintage Look. Schön. Berliner Landjungs Wohnatelier, Seelenbinderstraße 141, 12555 Berlin Köpenick, Tel: 0178 3060 468 Während des Lockdowns gibt es die Möglichkeit per Click & Collect (Online Shop) einzukaufen Wunschtermin per WhatsApp oder Email senden und Ware vor Ort abholen Sehr inspirierend: Die Landjungs auf Instagram&hellip
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Winterbesuch auf dem Lande – Zum Kaffee bei Interior Designerin Stephanie Thatenhorst
Es schneit. Jonny rollt eine riesige Schneekugel vor sich her. Seine Cousine und ihre Freunde reiten auf dem Feld nebenan, im Stall muhen die Kühe. Ein Bauernhofidyll im winterlichen Chiemgau. Stephanie Thatenhorst, die Münchner Interior Designerin steht oben auf der Holzveranda der alten Scheune und winkt uns zur Begrüßung. Die Suche nach einem geeigneten Ferienhaus in Stephanie Thatenhorsts oberbayerischer Heimat vor einigen Jahren, endet nach langer Suche schließlich auf dem Hof ihrer Eltern. Der Vater bietet der jungen Familie einen Teil der alten Scheune an. Man könne sie sich ja teilen. Unten Kühe, Trecker und Heu, oben urlauben. Ein Traum. Und viel Arbeit. Inzwischen haben sich die Eltern aus dem Betrieb zurückgezogen, Stephanie Thatenhorsts Schwester führt den Hof und hinter der Holzfassade des alten Stallgebäudes versteckt sich ein 170 Quadratmeter Scheunenloft. Lediglich die großen Fenster zur Berg- und Westseite lassen von außen erahnen, das sich innen etwas verändert hat. Eigentlich fast alles. Heute verbringen Stephanie Thatenhorst, Ehemann Markus und die Söhne Jimmy und Jonny fast jedes Wochenende und meist die kompletten Ferien im Chiemgau. Die Scheune ist außerdem zum Showroom und Arbeitsplatz auf dem Lande geworden. Hier können Kunden vor Ort erfahren, wie behutsames Sanieren, die gelungene Verbindung von Tradition und Moderne, der Einsatz unterschiedlicher Baustoffe und das Einrichten im minimalistisch-gemütlichen Stil à la Stephanie Thatenhorst aussehen kann. Inspirierend und beeindruckend ist der große offen gestaltete Wohnraum mit einer von Stephanie Thatenhorst selbst entworfenen Küche aus Ulmenholz, einem Ess- und Wohnbereich und davon abgehenden Schlafräumen. Eine mittig angelegte Stiege (die Stufen gebaut aus den alten Dielen des Heubodens) führt hinauf zu den zwei Mansardenzimmern der beiden Söhne. Über allem erhebt sich der alte Dachstuhl wie ein Himmel aus Holz. Während unserer Besuchs schauen wir immer wieder nach oben, bewundern die Großzügig- und Leichtigkeit des 100 Quadratmeter-Raums, die gekonnte Verwandlung durch schlaue Architektur und den Einsatz von ehrlichen Materialien wie Lehm (Wände), Zement (Boden), Schwarzstahl und Holz. Wir trinken Kaffee aus schwarzen Keramiktassen (Serax), sprechen über Familie, Job, Handwerk, Geschmack, Stil und Design. Stephanie Thatenhorst liebt Farben, Texturen, die Entwürfe von Dimoremilano, deren Möbel, Leuchten und Stoffe. Was sie nicht mag, ist sichtbare Technik. Statt Fernseher gibt es in der Scheune nur einen versteckten Beamer samt Leinwand, unter Putz gearbeitete Lautsprecher, minimalistische Lichtschalter aus Stahl (Luxonov) und eine frei stehende Badewanne ohne Mischbatterie. Die befindet sich an der Wand, wo sie nicht so auffällt. Vielleicht ein kleines bisschen unpraktisch aber für Stephanie Thatenhorsts Designverständnis unabdingbar. In München führt Stephanie Thatenhorst neben einem (renommierten) Designstudio, einen wohl kuratierten Showroom. Neu ist der Online Shop mit wunderbaren Möbeln, Leuchten, Tapeten, Wohnaccessoires und sogar einer eigenen ST Collection. Wer mehr über Stephanie Thatenhorst und ihre Projekte erfahren möchte, schaut am besten auf ihrer Webseite vorbei. Vielen Dank für den Kaffee und das inspirierende Gespräch, liebe Stefanie! Schee woar's! Stephanie Thatenhorst, Showroom München, Theresienstraße 31, 80333 München, Tel: +49 89 28 80 75 38 Geöffnet Mo – Fr von 12.00 bis 18.00 Uhr, Sa von 11.00 bis 16.00 Uhr Individuelle Öffnungszeiten auf Anfrage möglich&hellip
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VillaVerde, Algund – Südtiroler Urlaubszuhause voller Herzlichkeit, Schönheit und Design
Zu den schönsten Erlebnissen des vergangenen Jahres zählen die herbstsonnigen Tage, die wir Anfang Oktober in der VillaVerde in Algund verbringen. »Dass ich sowas in diesem Jahr noch erleben darf«, sagt die Journalistin Sabine Oelmann beim Espresso im Kaffeehaus des Südtiroler Hotels und lehnt sich glückselig in den tiefen Sessel zurück. Der Zufall will es, dass wir uns an diesem (Sehnsuchts)Ort treffen, beide aus Berlin, beide von der ersten Minute verliebt in das Hotel. Ich könnte es nicht treffender formulieren. Nach vielen Monaten das erste Mal wieder verreist, wohnen wir in der VillaVerde und empfinden Glück, Gastfreundschaft und Dankbarkeit. Dass wir sowas 2020 noch erleben dürfen..&hellip
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Sehnsucht nach Zukunft & All-days For Future
Bereits drei Tage ist das neue Jahr alt. Wie sehr haben wir darauf gewartet, das alte zu beenden, um in 2021 all unsere Hoffnung in die Erfüllung von Wünschen und in die Sehnsucht nach Zukunft zu setzen. Ich wünsche uns allen von Herzen das Allerbeste, viel positive Energie und Kraft, um aus diesem Jahr ein erinnerungswürdiges zu machen. Inspiriert von einem Kunstprojekt zur Förderung der Kaufleute, Handeltreibenden und der lokalen Künstlerschaft in Brixen, Südtirol, über das ich gestern auf der Instagramseite des Alten Schlachthofs stieß, verleihe ich diesem ersten Artikel des neuen Jahres den Titel »Sehnsucht nach Zukunft«. Acht KünstlerInnen gestalteten für acht lokale Betriebe Kunst-Einkaufstaschen, die von den Konsumenten durch die Straßen getragen werden und die Stadt so zur lebendigen Bildergalerie wird. Für den Alten Schlachthof wurde das Werk des Bozner Künstlers Nicolò Degiorgis ausgewählt – eine Tasche mit dem kunstvollem Schriftzug »Sehnsucht nach Zukunft«. »Die Arbeit ist ein Statement für die jetzt gefühlte Stimmung... «, erklärt der Kunstschaffende, der mir tief aus der Seele spricht. Bevor ich fortfahre, über die schönen Dinge zu schreiben, die es zweifellos noch immer (überall) gibt und geben wird, möchte ich Stellung beziehen, ermahnen und zum Nachdenken anregen. Nachts schlafe ich schlecht, sobald ich beginne nachzudenken über das, was ist und wohl noch kommen mag. Was die Pandemie bzw. der Umgang mit ihr aus uns Menschen macht – aus unserer Gesellschaft, aus uns Menschen aller Generationen. Ich merke, wie ich zunehmend ungehaltener werde. Ob der täglichen Nachrichten, unserer offensichtlichen individuellen Machtlosigkeit und fehlenden Freiheiten oder der Berichterstattung der Presse. Mir fehlen Zahlen, Statistiken, Auskünfte, die beruhigen statt Ängste zu schüren. Der Gesundheitsforscher Hans Rosling schrieb das Buch »Factfulness«, das ich bereits vor dem Aufkommen von COVID-19 las und das mich folgendes lehrte: Erst wer die (fundierten) Fakten kennt, kann seine Situation richtig einschätzen. Wusstet Ihr, dass laut Statistischen Bundesamts, ein Drittel der jährlichen Todesfälle auf Herz-Kreislauferkrankungen zurückzuführen ist, nämlich etwa 345.000 im Jahr 2018? Die Webseite des statistischen Bundesamtes gibt immer wieder Sonderauswertungen zum Thema Sterbefälle heraus. Am 8. Januar werden die neuesten Zahlen veröffentlicht. Jeder sollte diese Tabellen kennen, auch die Fakten zu den häufigsten Todesursachen, über die Ihr hier Einblick erhaltet.Gerne zitiere ich aus einem Artikel von Rainer Radtke: »Im Jahr 2018 waren rund 38 Prozent der verstorbenen 470.000 Männer und 485.000 Frauen bei ihrem Tod über 85 Jahre alt. Das durchschnittliche Sterbealter belief sich auf 78,93 Jahren... Altersbedingte Erkrankungen bleiben die häufigste Todesursache. Vor dem Hintergrund eines steigendenden Durchschnittsalters im Zuge der demografischen Entwicklung in Deutschland – die Anzahl der über 65-Jährigen könnte bis 2050 auf knapp 23 Millionen ansteigen – werden auch zukünftig altersbedingte Erkrankungen das Todesursachengeschehen dominieren.« Daraus folgt, dass auch zukünftig und ohne COVID-19 eine Übersterblichkeit zu erwarten ist. Warum werden diese Fakten nicht überall publiziert? Wie viele Menschen sterben jährlich und an was? Wer hat wie mit Corona zu kämpfen, wie alt sind die Patienten, die beatmet werden und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein durchschnittlich gesunder Mensch schwer erkrankt? Würde es uns nicht helfen, die Lage besser einzuschätzen und entsprechend darauf reagieren zu können? Könnte nicht die Regierung anhand der Fakten vorausschauend(er) denken und handeln? Wir brauchen Klardenker, Zukunftsdenker, kluge Menschen. Menschen an der Spitze des Landes, die nicht nur immerzu beschließen, sondern Dinge in die Tat umsetzen. Für die Generationen, die jetzt kommen. Für unsere Kinder und deren Kinder. Deutschland ist alt. Und wird von (relativ) Alten regiert. Man hat den Eindruck, Entscheidungen werden nur im Hinblick auf die nächste Wahl getroffen. Ich merke, dass ich beim Schreiben immer mehr verzweifele. Warum gibt es nur so wenige Impfdosen in Deutschland, warum wurden sie nicht zeitig bestellt? Warum dürfen immer noch ungetestete Ärzte, Pfleger, Besucher und Weihnachtsmänner zu den betagten Menschen in die Heime? Wenn die große Mehrheit der Toten in den Alters- und Pflegeeinrichtungen zu verbuchen ist, warum wird dort das Problem nicht angegangen? Es heißt, man dürfe die alten Menschen nicht isolieren. Stattdessen werden etwa 80 Millionen Menschen zum Zuhause bleiben verpflichtet. Aus Gesprächen mit alten Menschen weiß ich, dass viele ihre Angehörigen trotz Corona gerne sehen würden. Wofür lebe man denn sonst noch? Warum also nicht (strenge) Testungen an den Eingängen aller Einrichtungen und Krankenhäuser ausführen? Am 31.12.20 ist mein lieber Onkel verstorben. Mit 88. Wegen Altersschwäche wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert, sein Zimmernachbar am nächsten Tag positiv getestet. Mein Onkel steckte sich an, verbrachte zwei Wochen in Isolation auf einer Station und verstarb letztendlich an Nierenversagen ohne Nähe eines geliebten Menschen. Seine Frau durfte ihn wenige Tage vor dem Tod für eine halbe Stunde sehen. Sie kannten sich 70 Jahre lang.Starb er nun mit oder an Corona? Jedenfalls geht mein Onkel in die Statistik ein. Im Januar wäre er 89 geworden. Er war einer der liebsten Menschen, den ich kenne. Ich bin unendlich traurig, dass er nicht mehr lebt. Aber der Tod gehört zum Leben. Das müssen wir akzeptieren und jeden Tag schätzen, den wir gesund und glücklich erleben dürfen. Angst (vor Krankheit und Tod) kann uns krank, Einsamkeit depressiv machen. Menschen brauchen Menschen, Nähe, Berührung, lachende Gesichter und wir brauchen den Austausch. Kinder brauchen Freunde und Gleichaltrige um zu lernen, Kinder brauchen Schule, Studenten die Uni, Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz und alte Menschen möchten ihre Angehörigen sehen – analog, nicht digital. Bildschirme machen schlechte Augen, und dick wegen der fehlenden Bewegung. Spazierengehen ist was sehr Schönes, reicht aber auf die Dauer nicht, um sich physisch und psychisch fit zu halten. Wir brauchen Sport, Bewegung, frische Luft. Wir brauchen die Kneipe und das Restaurant um einen gesunden Ausgleich zum Alltag zu erhalten. Wir brauchen Tapetenwechsel, müssen mal raus, müssen eine Chance bekommen, von außen auf unsere Gesellschaft und unser Land blicken zu können. Wo steht Deutschland? Wo steht unser Planet? Freitage reichen nicht aus, um die Welt zu retten. »All-days for Future« wäre besser. Fakt ist, die Natur zeigt, dass wir Menschen zur Vernunft kommen müssen. Sonst sterben wir in Feuersbrünsten, an Hitzewellen, Dürre, Überschwemmungen und an Viren. Der Planet ist nicht mehr im Gleichgewicht. Und wer ist schuld? Wir Menschen. Wir haben dafür gesorgt, dass Arten sterben, dass die Meere voller Plastik sind, dass der Klimawandel unablässig fortschreitet. Außerdem sind wir zu viele. Corona ist wahrscheinlich nur ein Anfang. Und schon jetzt sitzen alleine in Deutschland über 80 Millionen Menschen fest, ernähren sich (noch) schlecht(er), schauen auf Bildschirme, bestellen bei den Internet-Giganten Dinge, die sie nicht brauchen. Und Speisen in Plastikverpackungen beim Gastronom ihres Vertrauens, dessen Gewerbe mangels angemessenen Umsatzes bald sterben wird. Genau wie die Innenstädte, die kleinen Läden, die Cafés, die Kunst- und Kulturlandschaft und obendrein unser aller Wohlbefinden. Der Planet, das große Ganze muss wieder ins Gleichgewicht kommen. Wir müssen überlegen, wie das zu schaffen ist und lernen, dass das Sterben zum Leben gehört, dass die Medizin kein immer währender Reparaturbetrieb des Menschen sein kann. Wir müssen lernen, mit Krankheiten umzugehen, sie zu integrieren. Wir müssen unsere gesamte positive Kraft in Energie umwandeln und endlich die jungen Menschen ans Ruder lassen. Sehnsucht nach Zukunft. Wir schaffen das&hellip