Chiemgau Living – Ein Familienhaus mit Werkstatt im umgebauten Heustadl von 1873

Wenn das nicht der erfüllte Traum vom Leben und Arbeiten auf dem Lande ist – Bei Lena und Hannes im Chiemgau, unweit von Tittmoning, summen die Bienen, fliegen die Schmetterlinge, in den Blumenbeeten blühen Sonnenhut, Eisenkraut, Gaura und Nesseln in für den Städter fast unverschämten Mengen. Die bayerische Erde kann was.
Rund um den ehemaligen Dreiseithof, auf dem das junge Paar mit seinen zwei kleinen Kindern im umgebauten Heustadl von 1873 lebt, befindet sich der große Garten mit Obstbäumen, Wiesen, in der Ferne ein Kirchturm und sonst: Stille.




Lena und Hannes kommen beide aus dem Chiemgau. Für Studium und Job zieht es sie in die Ferne. Als Paar bzw. kleine Familie kommen sie zurück und entscheiden sich, den alten Dreiseithof, der bereits im Familienbesitz ist, zu übernehmen und zu entwickeln. Ein großes Projekt, das sie gemeinsam mit den VPR Architekt:innen, München und Charlotte Reith stemmen.
Der historische Stadl wird (2021) unter Berücksichtigung der Lage (Kulturlandschaftseinheit Rupertiwinkel) und der behördlichen Vorgaben mit Feingefühl zum Wohn- und Werkstatthaus umgeplant und schließlich mit viel Eigenleistung und Hilfe von Familie und Freunden (Bayern eben) gebaut.

Wer heute von Süden an das Grundstück heranfährt, sieht eine für die Gegend typische Stadlfassade. Auch die Ostseite des Gebäudes erscheint unverändert. Eine Voraussetzung der Genehmigungsbehörde, die von den VPR Architekt:innen und Charlotte Reith meisterlich erfüllt wird. Denn beim näheren Hinsehen erkennt man die Haus-im-Haus-Bauweise, bei der ein neuer Baukörper in die bestehende Bausubstanz integriert wird.
Dazu ist es nötig, die alten Tuffsteinwände zu reparieren, zu stützen bzw. sie mit Ringankern zu versehen. Fassadenhölzer werden nur falls nötig ersetzt, das alte Tor zum Gebäude bleibt erhalten.
Das neue Haus (im Haus) wird in Holzständerbauweise errichtet. Das Holz stammt aus dem Wald der Familie. Innen wird mit Fichte gearbeitet, außen kommt Lärche zum Einsatz. Schön sind die modernen Alufenster mit Klappläden und Geländerelemente aus verzinktem Stahl, die einen feinen Kontrast zu Holz und Stein bilden. Auf der Westseite des Stadls wird ein altes Silo mit in die Gestaltung einbezogen. Auf dem Dach entsteht eine Terrasse, die von einem der Schlafzimmer zu erreichen ist. Die ersten Weinranken klettern an der Fassade empor. Wie sie das Innere des Silos nutzen möchten, wissen Lena und Hannes noch nicht. Vielleicht ein Saunahaus?




Lena und Hannes sind beide kreative Geister, können handwerklich (fast) alles, lieben es gemütlich und ganz offensichtlich umgeben sie sich gerne mit Farbe als Akzent in den Wohnräumen und ganz besonders in der großen (Eingangs)Halle. Eine Stahltreppe in knalligem Rot führt auf eine umlaufende Galerie, von der die Schlafzimmer abgehen. Eine Idee der Architekt:innen, die von Hans Brunthaler, Brunthaler Metalltechnik, Österreich) schön umgesetzt wird.

Über die Halle gelangt man zu Lenas Keramikwerkstatt, an die sich eine weiterer Werkstattraum anschließt. Genau gegenüber geht es zur Küche und dem dahinter liegenden Wohnraum mit Kamin. Der Garten bzw. Grün ist, von der Halle aus, in jeder Himmelsrichtung zu sehen. Die Sichtachsen Richtung Natur sind wichtige Gestaltungselemente. So auch die eingebauten Regale, Schränke, der geschliffene Estrich und die großen runden Fenster in der oberen Etage, die das Licht ins Gebäude lassen.
Seit 2023 leben Lena und Hannes mit den Kindern an diesem fantastischen Ort. Einsam? »Auf keinen Fall«, sagt Lena. »Hier ist ständig Besuch im Haus und zu den nächsten Ortschaften und Städtchen mit Kindergarten und Freunden sind es nur wenige Kilometer«. Mei, so schee.
Lenas kleines feines Keramik-Label rzhk-Keramik auf Instagram & Etsy
























