Weizen, Wunder, Wandgemälde – Zu Gast auf der Farm Halfaampieskraal, Western Cape, Südafrika
Halfaampieskraal ist ein Ort, den man nicht mehr vergisst. Eine Farm, eingebettet in eine unendlich weite Felderlandschaft, auf einem kleinen Hügel in der Overberg Region (Western Cape, Südafrika) zwischen Meer und einer Bergkette gelegen. Der Name ist ungewöhnlich, scheint kaum aussprechbar. Doch ein Mal erklärt, erschließt sich der Sinn hinter den Silben: Half (halb) Aam (eine alte holländische Maßeinheit) Pies (Verniedlichung in Afrikaans) Kraal (Umzäunung). Easy.
Es heißt, die Farm sei vor langer Zeit für ein halbes Aam (etwa 75 Liter) Anisschnaps (Arak), ein weißes Pferd samt Zaumzeug und Sattel verkauft worden. Erbaut zwischen 1780 und 1850, bis heute weiß getüncht und umgeben von Bäumen, leuchten die Farmgebäude bereits von Weitem. Umgekehrt wird jedes Fahrzeug, das sich über die »dirt roads« auf die Farm zubewegt, schon lange vor der Ankunft gesehen. Die Staubwolke kündigt alle Besucher an. Jan-Georg Solms und die Farmhunde Panos, Eyla und Leo begrüßen die Ankommenden am Tor. Herzlich Willkommen auf Halfaampieskraal!
Jan-Georg Solms ist Farmer, Gastgeber, Künstler. Ein Sammler, Feingeist und Gourmet, aufgewachsen zwischen Weizen-, Roggen- und Rapsfeldern inmitten der südafrikanischen Natur des Western Capes, etwa 2 Autostunden von Kapstadt entfernt. Ein Reisender, der viel in der Welt unterwegs war bevor er vor etwa 12 Jahren zurückkehrt an seinen Herzensort Halfaampieskraal.
Zusammen mit seinem Partner Cobus entwickelt Jan-Georg Solms die Farm und baut u.a. das Nebengebäude, in dem sich früher Schulraum, Schmiede und Stallungen befanden, zu fünf Ensuite-Gästezimmern um. Jedes ein wenig anders, jedes unbeschreiblich schön und geschmackvoll eingerichtet mit ausgesuchten Möbelstücken und Kunstwerken, die Geschichten der Farm erzählen. Gäste werden mit frischen Blumen auf dem Nachttisch, Betthupferl, Gebäck und Obst empfangen. Die Bettdecken und Kissen sind mit Daunen der eigenen Farmgänse gefüllt. Halfaampieskraal wird bis heute bewirtschaftet. Merinoschafe geben beste Wolle und auf den Feldern wachsen Getreide und Raps.
Voller Wunder und eingerichtet mit vielen Kuriositäten und Antiquitäten sind die Räume im Haupthaus der Farm. Jan-Georg Solms liebt dunkel gestrichene Wände, deren Ruhe die Gäste vollends umgibt. Kleine Fenster und schwere Vorhänge sorgen in den Sommermonaten für angenehme Kühle und doch sind die Räume voller Wärme und Gemütlichkeit. Opulente Blumengebinde mit Hortensien, Rosen, Winden oder anderen saisonal blühenden Schönheiten aus dem Garten schmücken die Tische. Sammlungen unterschiedlichster, zum Teil skurriler Gegenstände füllen Wände, Vitrinen und Regale.
Die Wände des »Plantation Room«, der sich an die Veranda anschließt, sind kunstvoll von Hand bemalt (von einer der vier Schwestern des Hausherren), ein ausgestopfter Pfau wacht über zwei wunderbaren Gemälden von Jan-Georg Solms. An kühlen Tagen brennt im Kamin ein Feuer, am langen Tisch können die Haus-Gäste zu den Mahlzeiten Platz nehmen. Wer möchte, kann Frühstück und Abendessen auch im Speisezimmer oder im Garten mit Blick auf die unendliche Landschaft genießen.
Marlette kocht fantastisch. Wer über die Farmküche das Hauptgebäude betritt, trifft die Küchenchefin garantiert beim Zubereiten der Gerichte, die später von Karen serviert werden. Gekocht wird aus besten frischen Zutaten, häufig mit langen Garzeiten für einen unwiderstehlichen Geschmack. Ob slow cooked mutton pie, creamy chicken breasts, breakfast croissant cake, twice-baked soufflé mit gegrillten Pflaumenscheiben, polenta- and corn fritters oder autumn risotto – Die Gäste werden von Marlette zu jeder Tageszeit richtig verwöhnt. Essbare Blüten, selbst gemachte chutneys, geröstete Nüsse für den extra Crunch – Jedes Gericht wird von Marlette mit Hingabe zubereitet. Sie könne sich keinen anderen Ort vorstellen, an dem sie lieber sein und kochen würde, verrät Marlette beim Plausch in der Küche. Das schmeckt man. Dass der Wein in Südafrika ausgezeichnet ist, muss an dieser Stelle nicht erwähnt werden.
Halfaampieskraal sei der perfekte Ort, um rein gar nichts zu machen. So steht es auf der Webseite oder im Bildband der Farm.
Wenn das so einfach wäre. Allein die Möglichkeit, sich ständig woanders nieder zu lassen. Ob im »Reading Room« in einen Bildband oder ein Design-Magazin vertieft auf der Chaiselongue, mit einem Drink aus der Trust Bar in einem Sessel in der »Officer's Mess«, im Sessel vor dem Kamin, im tiefen Adirondack Chair auf der überdachten »Stoep« (Veranda), am Pool, in einer Gartenliege oder auf der Mauer, die den Garten begrenzt und von der man einen tollen Blick bis zu den Riviersonderend Mountains hat – Es ist überall ganz besonders schön. Das Licht und die Farben verändern sich ständig, im Hintergrund läuft entspannte Jazzmusik, die Farmhunde dösen im Schatten und der Wein schmeckt schon zur Mittagszeit.
Wer trotz des Garnichtsmachen-Gebotes aktiv sein möchte, kann einen Rundgang über die Farm machen. Panos, Hütehund im Ruhestand, aber auch die beiden Airedale Terrier Leyla und Leo, begleiten die Gäste gerne und achten darauf, dass niemand die Wege verlässt. Der Schlangen wegen.
Während Karen am Abend die Kerzen an den Kristallleuchtern anzündet und die Tische zum Abendessen fein eindeckt, geht am Horizont langsam die Sonne unter. Ein Tag auf Halfaampieskraal, Stunden voller Wunder, geht mit einem exquisiten Drei-Gänge-Menü und süffigem Wein zu Ende. Cheers!
Halfaampieskraal, PO Box 3, Klipdale 7288. South Africa, Tel: +27 82 569 0438 & Instagram